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Lebenshilfe Wetterau e.V. - News

60 Jahre Lebenshilfe Hanau


Vor 60 Jahren wurde die Lebenshilfe Hanau von einigen engagierten Eltern und Angehörigen von Menschen mit Behinderung gegründet.
Eigentlich ein Jubiläum, das es zu feiern gilt. Leider ist dies wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich.

Umso mehr freuen wir uns über die zahlreichen Glückwünsche namhafter Unterstützer und Unterstützerinnen unseres Vereins.

Und die Feier holen wir nach!!

60 Jahre Engagement für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige

Mit dem 11. Januar 2021 blickt die Lebenshilfe Hanau auf 60 Jahre Vereinsgeschichte zurück.
Es waren 7 Gründungsmitglieder, die 1961 beschlossen die Lebenssituation von Menschen mit einer geistigen und mehrfachen Behinderung zu verbessern. Ein behindertes Kind zu haben war bis zu diesem Zeitpunkt das „Schicksal“ der betroffenen Familien. Sie mussten sich alleine um ihr behindertes Kind kümmern. Es gab keine Unterstützung oder gar Förderung.
Also machten diese Eltern sich auf, um für ihre Kinder einen Platz in der Gesellschaft zu suchen, der ihnen die Teilhabe ermöglicht und ein selbstbestimmtes Leben zugesteht. Mit dieser Vereinsgründung wurde der Grundstein für die Einrichtungen in Hanau und die vielseitigen Angebote gelegt.
Von 1963 bis 1974 unterhielt die Lebenshilfe Hanau eine Sonderschule für Praktisch Bildbare, eine heilpädagogische Tagesstätte, eine Werkstatt und einen Sonderkindergarten unter eigener Verwaltung.
Infolge der Zusammenlegung der drei Landkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern, beschlossen die jeweiligen Lebenshilfe Kreisverbände, der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte Main-Kinzig e.V. und der Main-Kinzig-Kreis, die Gründung des Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. (BWMK) in Trägerschaft.
Seit 1974 werden nun weitere Einrichtungen mit Unterstützung der Lebenshilfe durch das BWMK gegründet und geführt. Die Lebenshilfe Hanau organisiert und unterstützt seither Angebote im Freizeitbereich, gewinnt Spender, Sponsoren und Vereinsmitglieder.
Die Lebenshilfe hat ein umfangreiches Netzwerk in der Behindertenhilfe aufgebaut, das mit der Geburt eines Kindes mit Behinderung beginnt und bis zu dessen hohem Lebensalter bestehen bleibt.
Da sind zunächst die Frühförderstellen, die grundlegend an der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder arbeiten und die Eltern umfassend beraten. Die Nachfrage nach einem Platz in der Frühförderung ist sehr hoch und es bestehen lange Wartelisten. Diese Kapazitäten müssten dringendst ausgebaut werden. Je früher eine Förderung einsetzen kann, desto wirksamer ist sie.
Der nächste Schritt erfolgt in den inklusiven Kindergarten. Insbesondere Kleinkinder „tragen“ die Inklusion selbstverständlich mit. Für sie gibt es noch kein anders sein und keinen Leistungsdruck.
Unsere Eltern-Kind-Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil unseres Angebotes. Hier treffen sich Eltern zum Austausch und der Weitergabe von Erfahrungen, während ihre Kinder spielen.
Vor der Einschulung in die Grundschule haben die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten die Wahlmöglichkeit zwischen Förderschule und Inklusiver Beschulung. In der inklusiven Grundschule Sophie-Scholl-Schule Hanau lernen behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam. Sowohl das hochbegabte als auch das behinderte Kind wird entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert und gefordert.
Über den Familienentlastenden Dienst (FED) können Familien, deren Kinder zu Hause leben, kurzzeitige Entlastung in der Betreuung erhalten. Der FED begleitet und unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigung sowie ihre Familien bei der Gestaltung ihrer Freizeitaktivitäten. Was für die meisten Jugendlichen ein ganz normales Freizeitprogramm ist, wünschen sich auch Menschen mit Behinderung. Die Verwirklichung ist für sie aber häufig nicht einfach. Auch hier ist die Nachfrage größer als das Betreuungsangebot.
Nach dem Abschluss der Schulzeit steht dem jungen Erwachsenen ein breites Arbeitsangebot zur Auswahl. Nach individueller Fähigkeit und Neigung sollte es für jeden die Möglichkeit geben, sein Können in Werkstätten, auf Außenarbeitsplätzen oder in Integrationsfirmen unter Beweis zu stellen. Auch hier ist die Nachfrage nach inklusiven Arbeitsplätzen größer als das Angebot in der freien Wirtschaft.
So sind auch die Wohnangebote für Menschen mit Behinderung individueller geworden. Es bestehen unterschiedliche Wohnformen, vom selbstbestimmten Wohnen bis hin zum betreuten Wohnen in Wohngruppen und in Apartments.
Bei einem Miteinander auf Augenhöhe ist ebenso die Selbstvertretung behinderter Menschen ein wichtiger Aspekt. Der Behindertenrat, der ausschließlich aus Behinderten besteht, setzt sich für die Belange behinderter Menschen innerhalb der Lebenshilfe ein und unterstützt aktiv bei der Vereinsarbeit.
Für den Freizeitbereich bestehen derzeit der Freizeitclub für Erwachsene mit Behinderung und der Chor. Unsere Theatergruppe pausiert derzeit, hier suchen wir eine neue Leitung. Ebenso starten wir demnächst mit Angeboten für Jugendliche; eine Tanzgruppe und ein Jugendtreff.
Für all diese Lebensphasen bieten wir Beratung für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige an.
Der Verein hat inzwischen über 500 Mitglieder und wird auch heute noch ehrenamtlich geführt.
Das Auftreten der Corona Pandemie hat unsere Vereinsarbeit, die Freizeitangebote für unsere Mitglieder mit Behinderung, gemeinsame Feste und Veranstaltungen zum Erliegen gebracht. Seit März 2020 sind keine Freizeitangebote und Veranstaltungen mehr möglich. Wir alle leiden sehr unter diesem Stillstand.
Aber noch dramatischer ist die Situation für die Familien zu Hause. Durch das Kontaktverbot wurden alle Unterstützungshilfen ausgesetzt. Eltern erhalten keine Entlastung in der Betreuung und Pflege ihrer pflegebedürftigen Kinder. Großeltern können nicht mehr einspringen und helfen, denn aufgrund des Alters gehören sie oftmals zu einer Risikogruppe. Dieser Zustand ist unglaublich belastend für die Eltern aber auch insbesondere für die behinderten Menschen selbst.
Rückblickend ist viel erreicht worden. Von einer Gleichbehandlung und Gleichberechtigung aller Menschen, wie es im Grundgesetz verankert ist, sind wir noch aber weit entfernt.
Wir setzen uns auch nach 60 Jahren weiterhin für Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft ein. Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei unterstützen möchten.

Anbei einige Grußworte zu unseren 60-jährigen Jubiläum von:

Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.,
MdB und Bundesministerin a. D

Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau

Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises

Frank Strotmann, Vorsitzender von der Lebenshilfe Landesverband Hessen e.V.

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